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Die Mitglieder des Kreisauer Kreises

Die Mitglieder des Kreisauer Kreises auf dem symbolischen Tisch im Berghaus

Den Kern des Kreisauer Kreises bildete eine Gruppe aus 23 Personen. Lernen Sie hier die einzelnen Mitglieder des Kreisauer Kreises kennen und erfahren Sie mehr über ihr Leben und ihr Wirken im Kreisauer Kreis.

Der katholische Theologe, Jesuit und Publizist Alfred Delp (15.09.1907–02.02.1945) wirkte ab 1942, auf Veranlassung von Augustin Rösch hin, im Kreisauer Kreis mit. Er nahm an der zweiten und dritten Haupttagung der Gruppe in Kreisau teil und beschäftigte sich vor allem mit sozialen Fragen und organisierte Gespräche mit führenden Vertretern der Kirche. Durch seinen Einfluss wurden Grundlinien der katholischen Soziallehre in die Kreisauer Grundsatzerklärungen übernommen. Insbesondere seine Denkschriften über die „Arbeiterfrage“ und das „Bauerntum“ zeigen wichtige Teile seiner Überlegungen. Alfred Delp schlug zudem Verbindungen zwischen den Mitgliedern des Kreisauer Kreises und einzelnen Münchner Widerstandskreisen gegen den Nationalsozialismus. Seine Wohnung stellte er für heimliche Treffen des Kreisauer Kreises zur Verfügung. Am 28. Juli 1944 wird Alfred Delp in Folge des gescheiterten Umsturzversuches des 20. Juli 1944 in München verhaftet, obwohl er an den Vorbereitungen nicht beteiligt gewesen war. Sein Engagement im Kreisauer Kreis und seine christlich-soziale Weltanschauung genügten jedoch, um vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee gehängt zu werden.

Zum Kreis rund um Helmuth James von Moltke gehörte seit 1939 auch der Jurist und Ökonom Horst Karl von Einsiedel (07.06.1905–25.02.1947). Horst Karl von Einsiedel nahm an der zweiten und dritten Tagung des Kreisauer Kreises teil und prägte zusammen mit Carl Dietrich von Trotha die wirtschaftspolitischen Diskussionen des Kreisauer Kreises. Er nahm auch Kontakte mit Vertretern verschiedener Wirtschaftszweige, Gewerkschaften und christlich-ökumenischer Gruppen im Ausland auf. Durch glückliche Umstände konnte Horst von Einsiedel nach dem gescheiterten Umsturzversuch am 20. Juli 1944 das Kriegsende in Berlin unentdeckt überleben. Im August 1945 übernahm er eine Abteilung in der Wirtschaftsverwaltung des Berliner Magistrats. Jedoch wurde er im Oktober 1945 von der sowjetischen Geheimpolizei als amerikanischer Spion verhaftet und starb am 25. Februar 1947 unter ungeklärten Umständen im sowjetischen Internierungslager Sachsenhausen.

Otto Heinrich von der Gablentz (11.09.1898–27.04.1972) – Ökonom und Doktor der Politikwissenschaften – arbeitete seit 1940 durch die Vermittlung von Horst Karl von Einsiedel in der Kerngruppe des Kreisauer Kreises mit. Dabei beteiligte er sich an allgemeinen Fragen der Staatslehre und insbesondere an Diskussionen über Wirtschafts- und Verfassungsfragen. Aufgrund seiner ökumenischen Kontakte stellte er auch die Verbindung zum Weltkirchenrat in Genf her. Nach dem gescheiterten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 blieb seine Beteiligung den Ermittlern der Gestapo unbemerkt. Von der Gablentz überlebte das Kriegsende und war gemeinsam mit Steltzer, van Husen, Lukaschek und anderen Mitbegründern der CDU in Berlin. Von 1959 bis 1966 hatte er eine Professur für Politische Wissenschaft an der Freien Universität Berlin inne. 1965 trat er aus der CDU aus, der er mangelnde Reformbereitschaft vorwarf. Am 27. April 1972 starb er in Berlin.

Eugen Gerstenmaier (25.08.1906-13.03.1986) war neben Harald Poelchau der zweite evangelische Theologe im Kreisauer Kreis. Er nahm an der zweiten und dritten großen Sitzung der Kreisauer teil und befasste sich vor allem mit den verfassungs- und außenpolitischen Planungen des Kreises. Durch seine Position im kirchlichen Außenamt konnte er wichtige Verbindungen für den Kreisauer Kreis ins europäische Ausland herstellen. Nach dem gescheiterten Umsturzversuch des 20. Juli 1944 wurde er festgenommen, durch die Gestapo schwer misshandelt und zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 14. April 1945 wurde er aus dem Zuchthaus Bayreuth befreit. Auf seine Idee hin baute er gemeinsam mit Harald Poelchau 1945 in Stuttgart das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland auf und übernahm dessen Leitung. 1949 wurde Eugen Gerstenmaier für die CDU in den Bundestag gewählt und 1954 Bundestagspräsident. Nach öffentlicher Kritik im Zusammenhang mit Wiedergutmachungsleistungen trat er 1969 von diesem Amt zurück. Eugen Gerstenmaier starb am 13. März 1986.

Der Jurist Hans Bernd von Haeften (18.12.1905–15.08.1944) kam über Adam von Trott zu Solz mit dem Kreisauer Kreis im Mai 1941 in Verbindung. Aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit als Diplomat im Auswärtigen Amt wirkte er in der Widerstandsgruppe als Fachmann für außenpolitische Fragen. Er arbeitete an der Planung zur Neuordnung des Auswärtigen Amtes und der Außenpolitik sowie an den Fragen der Verfassungs- und Sozialordnung. Trotz starker Vorbehalte gegen den Tyrannenmord nahm er gemeinsam mit seinem Bruder Werner, welcher Adjutant Stauffenbergs war, an den Vorbereitungen zum Staatsstreich von 1944 teil. Am 23. Juli 1944 wurde er verhaftet. Sein Bruder war schon am 20. Juli in der Bendlerstraße erschossen worden. Am 15. August 1944 wurde er vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt und noch am gleichen Tag im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee ermordet.

Theodor Haubach (15.09.1896–23.01.1945) schloss sich auf Vermittlung seines langjährigen Freundes Carlo Mierendorff 1942 dem Kreisauer Kreis an. Er war Doktor der Philosophie, Journalist und Redakteur bei sozialdemokratischen Zeitschriften sowie Mitglied der SPD. Aufgrund seiner politischen Tätigkeiten wurde er nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten mehrere Jahre verfolgt. Er wurde im November 1934 verhaftet und verbrachte eine zweijährige Gefangenschaft im Konzentrationslager Esterwegen. Nach seiner Entlassung ließ er sich jedoch nicht einschüchtern, schloss sich dem Kreisauer Kreis an und nahm unter anderem an der zweiten großen Kreisauer Tagung im Herbst 1942 teil. In einer Übergangsregierung nach dem Sturz der Diktatur sollte Theodor Haubach den Posten des Regierungssprechers übernehmen. Nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli wurde er verhaftet, am 15. Januar 1945 zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Als Jurist und überzeugter Katholik widmete Paulus van Husen (26.02.1891-01.09.1971) sich Fragen des Wiederaufbaus des Rechtsstaats sowie Kultur- und Erziehungsfragen. Sehr bedeutend war sein Entwurf eines Prozessverfahrens zur Bestrafung der Nationalsozialisten im Nachkriegsdeutschland. Darin forderte er eine internationale Verfolgung der Kriegsverbrecher unter Beteiligung eines demokratischen Deutschlands. Paulus van Husen beteiligte sich an den Vorbereitungen des Umsturzversuches vom 20. Juli 1944. Hierfür stellte er unter anderem seine Wohnung für geheime Treffen zu Verfügung, an diesen neben Peter Graf Yorck von Wartenburg, Hans Lukaschek und Julius Leber auch Claus Schenk Graf von Stauffenberg teilnahmen. Am 16. August 1944 wurde Paulus van Husen verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Nach dem Krieg war er einer der Mitbegründer der CDU in Berlin. Anschließend wurde er in Nordrhein-Westfalen zunächst erster Präsident des Oberverwaltungsgerichts und später erster Präsident des Verfassungsgerichtshofs.

Unsere gemeinsamen Besprechungen waren erregend schön wegen ihres Gegenstandes und der durch ihn geschaffenen abenteuerlichen Atmosphäre. Sie waren echt humanistisch, galt es doch, in Liebe schwierige, oft recht kontroverse Fragen von unterschiedlichen Standpunkten aus zu einer Lösung zu bringen, die konstruktiv und nicht pragmatisch sein sollte. Ich habe in meinem langen Leben einen solchen Aufwand an Geist, spritziger Unterhaltung und fröhlichem Schaffenswillen nicht wiedergefunden.“

so erinnerte sich Paulus van Husen an die Diskussionen des Kreisauer Kreises

Das Engagement des Theologen und Jesuiten Lothar König (03.01.1906–05.05.1946) galt vor seiner Beteiligung im Kreisauer Kreis vor allem der Abwehr von national-sozialistischen Übergriffen auf Einrichtungen der Kirche und ihrer Orden. Durch Augustin Rösch veranlasst, engagierte er sich ab 1942 aktiv im Kreisauer Kreis. Er übermittelte für den Kreisauer Kreis Nachrichten und Dokumente zwischen der jesuitischen Ordensleitung und den katholischen Bischöfen und galt als ein Bindeglied zwischen der Kirche und den oppositionellen Gruppen gegen den Nationalsozialismus. Beispielsweise informierte er 1942 den Privatsekretär des Papstes per Brief über das Vernichtungslager Belzec. Nach dem 20. Juli 1944 blieb er trotz Fahndung bis Kriegsende unentdeckt. Ein Jahr nach dem Krieg, am 5. Mai 1946, starb Lothar König an den Folgen einer schweren Krankheit, die aufgrund der Verfolgung und Fahndung durch die Nationalsozialisten nicht ärztlich behandelt werden konnte. Aus dem Nachlass Lothar Königs stammt das „Dossier Kreisauer Kreis“, welches von Roman Bleistein herausgegeben wurde und einen Überblick zu den Überlegungen und Dokumenten des Kreisauer Kreises für ein zukünftiges Europa und die Neugestaltung Deutschlands nach der Überwindung des Nationalsozialismus gibt.

Der Journalist und Sozialdemokrat Julius Leber (16.11.1891–05.01.1945) verbrachte nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 als Folge seines starken politischen Engagements vier Jahre im Gefängnis und in den Konzentrationslagern Esterwegen und Sachsenhausen. 1943 kam Julius Leber über Carlo Mierendorff in den engeren Kontakt zum Kreisauer Kreis. Hier war er für die Herstellung von Verbindungen zu Sozialdemokraten (SPD) zuständig. Gleichzeitig nahm er, angestoßen durch seine Freundschaften zu Adam von Trott zu Solz und Claus Schenk Graf von Stauffenberg, aktiv an den Vorbereitungen des geplanten Umsturzversuchs teil. Im Sommer 1944 nahm er gemeinsam mit Adolf Reichwein Kontakt zu einer kommunistischen Widerstandsgruppe auf, wurde denunziert und am 5. Juli 1944 verhaftet. Am 20. Oktober 1944 wurde er gemeinsam mit Adolf Reichwein zum Tod durch den Strang verurteilt und am 5. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Der Jurist Hans Lukaschek (22.05.1885–26.01.1960) gehörte als Mitglied der Deutschen Zentrumspartei innerhalb des Kreisauer Kreises zu den Vertretern der katholischen Kirche. Aus dem schon seit den 1920er Jahren bestehenden Kontakt zu Helmuth James von Moltke erwuchs seine Mitarbeit im Kreisauer Kreis. Hans Lukaschek wirkte an den Beratungen zu Schul- und Kulturfragen sowie an der Ausarbeitung der Pläne zur territorialen und verfassungsmäßigen Neugliederung Deutschlands mit. Er nahm an der ersten großen Tagung an Pfingsten 1942 in Kreisau teil und hielt Verbindung zu leitenden katholischen Stellen. Nach dem gescheiterten Umsturzversuch wurde er am 20. Juli 1944 verhaftet und daraufhin schwer misshandelt. Am 19. April 1945 wurde Hans Lukaschek auf Grund der durchlebten Folterungen und aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Nach dem Krieg gehörte er zu den Mitbegründern der CDU in Berlin. Von 1949 bis 1953 war er Bundesminister für Vertriebene im ersten Kabinett Adenauer in Bonn. Nach der Ablösung als Minister fand er als Vizepräsident des Caritas-Verbandes eine neue Aufgabe, der er sich bis zu seinem Tode im Jahr 1960 widmete.

Der Politikwissenschaftler, Publizist und Sozialdemokrat Dr. phil. Carlo Mierendorff (24.03.1897–04.12.1943) lernte über Adolf Reichwein Helmuth James von Moltke kennen. Durch seine vielfältigen politischen Aktivitäten, insbesondere seine Reden und Veröffentlichungen, war er als entschiedener und kämpferischer Gegner des Nationalsozialismus bekannt. Er wurde kurz nach der Machtergreifung verhaftet und blieb bis 1938 in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert. Im Kreisauer Kreis trat er unter dem Decknamen „Dr. Friedrich“ auf und übernahm vor allem den Bereich der sozialpolitischen Reformplanung, den er entscheidend beeinflusste. Am 14. Juni 1943 verfasste er seinen Aufruf zur „Sozialistischen Aktion“. Inmitten seiner Aktivitäten kam Carlo Mierendorff am 4. Dezember 1943 bei einem Bombenangriff auf Leipzig ums Leben.

Die promovierte Juristin Freya von Moltke (29.03.1911–1.01.2010) begleitete ihren Mann Helmuth James von Moltke als engste Vertraute während der Zeit des Widerstands und seiner Gefangenschaft intensiv. Ab 1935 leitete sie das Gut Kreisau und sorgte dafür, dass Kreisau nicht nur der Ort der Haupttreffen des Kreisauer Kreises, sondern auch Zufluchtspunkt für ausgebombte und verfolgte Freundinnen und Freunde wurde. Freya von Moltke nahm an zahlreichen Treffen der Kreisauer teil und war durch die Briefe ihres Mannes aus Berlin über die Einzelheiten der Widerstandsarbeit ständig informiert. Nach der Verhaftung von Helmuth James von Moltke im Januar 1944 blieb sie insbesondere durch Briefe mit ihrem Mann in Kontakt. Ende September des gleichen Jahres wurde er ins Gefängnis Berlin-Tegel verlegt. Hier konnte Freya von Moltke dank des Einsatzes von Harald Poelchau, der zu dieser Zeit Gefängnispfarrer in Berlin-Tegel und Berlin-Plötzensee war, mit ihrem Mann im schriftlichen Austausch bleiben. Diese wichtigen Briefe zwischen ihr und Helmuth James von Moltke versteckte sie vor den Nationalsozialisten in den Bienenstöcken auf dem Gut Kreisau. Die Dokumente des Kreisauer Kreises hatte sie hingegen auf dem Dachboden des Schlosses versteckt. Nach dem Tod ihres Mannes und dem Ende des Krieges bewahrte sie die Briefe und Dokumente auf und machte sie Forscherinnen und Forschern zugänglich. Freya von Moltke machte es sich zum Lebenswerk, die Erinnerung an den Widerstand in Deutschland und an den Kreisauer Kreis lebendig zu halten. 1960 zog sie nach Norwich, Vermont, in den USA zu dem Rechtshistoriker, Theologen und Soziologen Eugen Rosenstock-Huessey. Er hatte 1927 zusammen mit Helmuth James von Moltke, Carl Dietrich von Trotha und Horst von Einsiedel die Löwenberger Arbeits-gemeinschaft gegründet. Das vielleicht wichtigste Projekt dieser Arbeitsgemeinschaft waren die freiwilligen Arbeitslager (heute: Workcamps), mit dem Ziel, Menschen unterschiedlicher sozialer, politischer und konfessioneller Herkunft zum Dialog zusammen-zuführen. Da hierdurch erste Vernetzungen der späteren Mitglieder des Kreisauer Kreises stattfanden, war die Löwenberger Arbeitsgemeinschaft ein Fundament für den Kreisauer Kreis.
Am 1. Januar 2010 verstarb Freya von Moltke in Vermont.

Der Jurist und Anwalt Helmuth James von Moltke (11.03.1907–23.01.1945) war Mitbegründer des Kreisauer Kreises und neben Peter Graf Yorck von Wartenburg führender Vertreter des Kreises. 1939 wurde er als Völkerrechtsexperte in das Oberkommando der Wehrmacht einberufen. Bereits im selben Jahr verfasste Moltke erste Denkschriften zur politischen Neuordnung Deutschlands. 1940 traf Moltke mit Peter Graf Yorck von Wartenburg zusammen und es begann eine intensive Zusammenarbeit, die den Grundstein für den Kreisauer Kreis legte. Er nahm an den meisten Beratungen in Berlin, München, Kreisau und auf den Yorckschen Gütern teil. Moltke stellte Kontakte zu Vertretern der katholischen und protestantischen Kirchen her und versuchte, die Führung der sozialdemokratischen Opposition in die Kreisauer Widerstandsarbeit einzubinden. Bei zahlreichen Auslandsreisen gelang es Moltke, Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Widerstandsgruppen der besetzten Länder zu führen. Am 19. Januar 1944 wurde Moltke verhaftet, weil er einen Freund vor dessen bevorstehender Verhaftung gewarnt hatte. Seine Beteiligung an der aktiven Widerstandsarbeit wurde erst nach dem misslungenen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 aufgedeckt. Am 11. Januar 1945 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode. Am 23. Januar 1945 wurde Helmuth James von Moltke in Berlin-Plötzensee ermordet.

Als Doktor der Rechtswissenschaft, Politikwissenschaftler und Mitglied der Deutschen Zentrumspartei übernahm Hans Peters (05.09.1896–16.01.1966) im Kreisauer Kreis die Ausarbeitung des Kulturprogramms und wirkte bei staatsrechtlichen Entwürfen mit. Er nahm an zwei der drei Haupttagungen in Kreisau teil. Neben seinem Engagement im Kreisauer Kreis war er auch Mitglied in der Gruppe „Onkel Emil“ rund um Ruth Friedrich und Leo Borchard, die bedrohte Jüdinnen und Juden unterstützte. Seine Wohnung in Charlottenburg galt als ein Treffpunkt für Oppositionelle verschiedener Richtungen. Seine Widerstandstätigkeit rund um den 20. Juli 1944 blieb unentdeckt. Nach Kriegsende 1945 war er Mitgründer der CDU in Hamburg, später Stadtverordneter in Berlin und Dekan der juristischen Fakultät der Humboldt-Universität. Von 1949 bis zu seinem Tod im Jahre 1966 war er Dekan der juristischen Fakultät, wie auch später Rektor der Universität Köln. Zudem war er im Stadtrat in Köln vertreten.

Der evangelische Theologe, Pastor und Gefängnisseelsorger Harald Poelchau (05.10.1903–29.04.1972) arbeitete ab 1941 im Kern des Kreisauer Kreises mit. 1933 erhielt er die Pfarrstelle im Gefängnis von Berlin-Tegel und leistete geistlichen Beistand für die verurteilten Opfer nationalsozialistischer Gewalt, darunter vor allem politische Gefangene wie auch später seine Freunde aus dem Kreisauer Kreis. In seiner Position als Gefängnispfarrer half er den Inhaftierten, den Kontakt zu ihren Familien zu halten und überbrachte Briefe und andere Nachrichten für sie. Darüber hinaus unterstützte er Regimegegner und jüdische Mitmenschen, indem er ihnen half, sich zu verstecken oder sie weitervermittelte. Neben seiner Beteiligung am Kreisauer Kreis war er auch Teil der Berliner Widerstandsgruppe „Onkel Emil“. Nach dem gescheiterten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 konnte Harald Poelchau, ohne von der Gestapo ermittelt zu werden, das Kriegsende überleben. Gemeinsam mit Eugen Gerstenmaier baute er 1945 in Stuttgart das Hilfswerk der Evangelischen Kirche auf und war von 1949 bis 1951 erneut Gefängnispfarrer in Berlin-Tegel. Anschließend war er erster Sozial- und Industriepfarrer der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg. Zusammen mit Franz von Hammerstein begründete er 1957 die evangelische Berufsschularbeit. Hierfür entstand auch ein Tagungshaus, das „Haus Kreisau“ in Berlin-Kladow. Kurz vor seinem Tod 1972 wurden Harald Poelchau und seine Frau Dorothee vom Staat Israel mit der Yad-Vashem-Medaille als ‚Gerechte unter den Völkern‘ ausgezeichnet, und somit dafür geehrt, dass sie ihr eigenes Leben riskierten hatten um Jüdinnen und Juden vor der Ermordung durch die Nationalsozialisten zu retten.

Adolf Reichwein, promovierter Pädagoge und bedeutender Kulturpolitiker (03.10.1898-20.10.1944), begegnete Helmuth James von Moltke erstmals in der Löwenberger Arbeitsgemeinschaft 1928. Diese hatte Eugen Rosenstock-Huessey 1927 zusammen mit Helmuth James von Moltke, Carl Dietrich von Trotha und Horst von Einsiedel gegründet. Das vielleicht wichtigste Projekt dieser Arbeitsgemeinschaft waren die freiwilligen Arbeitslager (heute: Workcamps), mit dem Ziel, Menschen unterschiedlicher sozialer, politischer und konfessioneller Herkunft zum Dialog zusammenzuführen. Gedeckt durch sein Amt in der Abteilung „Schule und Museum“ am Staatlichen Museum für Volkskunde (ab 1939) konnte Reichwein sich, nachdem er zunächst aufgrund seiner SPD-Angehörigkeit degradiert wurde, erneut seinem politischen Engagement widmen. Schon länger mit Helmuth James von Moltke und seinem Umfeld in Kontakt stehend, vermittelte er die Sozialdemokraten Theodor Haubach und Carlo Mierendorff an den Kreisauer Kreis. Er nahm am ersten und dritten großen Treffen des Kreisauer Kreises teil und übernahm die Position als Experte für Bildung und Kultur. Maßgebend prägte er das bildungspolitische Programm des Kreisauer Kreises und war für die Zeit nach dem Umsturz als Kultusminister vorgesehen. Wegen seiner Kontakte zum militärischen Widerstand wurde er am 4. Juli 1944 verhaftet und war schweren Misshandlungen der Gestapo ausgesetzt. Am 20. Oktober 1944 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode. Noch am selben

Der Jesuit Augustin Rösch (11.05.1893-07.11.1961) gehörte ab 1941 zum Kreisauer Kreis. Er nahm an dem ersten großen Treffen des Kreisauer Kreises teil und leistete wesentliche Beiträge zum Kirchen- und Kulturprogramm. Auf seine Initiative hin begannen Lothar König und Alfred Delp im Kreisauer Kreis mitzuarbeiten. Außerdem knüpfte er Kontakte zu katholischen Bischöfen und zu Widerstandskreisen in Bayern und Österreich. Nach dem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 konnte er sich zunächst der Verhaftung entziehen, wurde jedoch im Januar 1945 gefasst, schwer misshandelt und verbrachte daraufhin Zeit im Konzentrationslager Dachau und im Berliner Gefängnis Moabit. Nach dem Krieg kehrte er nach München zurück und wurde Landesdirektor der bayerischen Caritas und Mitglied des bayerischen Senats. Augustin Rösch starb am 7. November 1961.

Theodor Steltzer (17.12.1885–27.10.1967), seit 1940 in Norwegen eingesetzter Transportoffizier, kam mit Helmuth James von Moltke durch Otto Heinrich von der Gablentz in Kontakt. Es entwickelte sich enge Mitarbeit im Kreisauer Kreis, bei welcher er für die Planung der zukünftigen Staatsorganisation und der europäischen Einigung verantwortlich war. Er nahm an den ersten beiden großen Tagungen 1942 in Kreisau sowie an Besprechungen in Berlin teil. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und am 15. Januar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Die Vollstreckung seines Urteils wurde jedoch aufgrund der Bemühungen seiner skandinavischen Kontakte aufgeschoben, weshalb er am 25. April 1945 aus dem Berliner Gefängnis Lerther Straße entlassen wurde. Nach Kriegsende gehörte er zu den Mitbegründern der CDU in Berlin und war von 1945 bis 1947 Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein. 1955 wurde er zum geschäftsführenden Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Bonn ernannt, ein Jahr später zum Präsidenten der UNESCO-Kommission. Am 27. Oktober 1967 starb Theodor Steltzer in München.

Carl Dietrich von Trotha (25.06.1907 in Kreisau –28.06.1952), Jurist und promovierter Ökonom, stand Helmuth James von Moltke als Cousin seit der Kindheit nahe. Wie Helmuth James von Moltke studierte er Rechtswissenschaften in Breslau und beteiligte sich an der Gründung der „Löwenberger Arbeitsgemeinschaft“. Diese hatte Eugen Rosenstock-Huessey 1927 zusammen mit Helmuth James von Moltke, Carl Dietrich von Trotha und Horst von Einsiedel gegründet. Das vielleicht wichtigste Projekt dieser Arbeitsgemeinschaft waren die freiwilligen Arbeitslager (heute: Workcamps), mit dem Ziel, Menschen unterschiedlicher sozialer, politischer und konfessioneller Herkunft zum Dialog zusammenzuführen. Er trat in das Reichswirtschaftsministerium ein. Während des Krieges leitete er das Referat für die Planung der Kohle- und Energieversorgung. Seit 1938 arbeitete Carl Dietrich von Trotha mit Helmuth James von Moltke zusammen und trug gemeinsam mit seiner Frau Margarete von Trotha maßgeblich zur wirtschaftspolitischen Diskussion des Kreisauer Kreises bei. Zusammen mit Horst von Einsiedel verfasste er die Denkschrift „Die Gestaltungsaufgaben der Wirtschaft“. Viele Treffen der Kreisauer Wirtschaftsfachleute fanden in der Wohnung der Trothas statt. Nach dem 20. Juli 1944 blieb Trotha unentdeckt und entging der Verfolgung. Nach dem Krieg übernahm er im Berliner Magistrat das Referat Energiewirtschaft und wechselte später in die Zentralverwaltung. Er war Mitbegründer und zeitweise Vorsitzender der Europa-Union Berlin und wirkte für ein vereinigtes Europa bei den Straßburger Versammlungen. Bis zu seinem Unfalltod in den USA im Jahre 1952 lehrte er an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin.

Die promovierte Volkswirtin Margarete von Trotha (12.05.1907-25.07.1995) nahm an einigen Treffen des Kreisauer Kreises teil, beteiligte sich aktiv an den Diskussionen und wirkte am Inhalt der wirtschaftspolitischen Denkschriften des Kreises mit. Zusammen mit ihrem Mann Carl Dietrich von Trotha und dem gemeinsamen Freund Horst von Einsiedel erarbeitete sie die wirtschaftspolitischen Konzepte des Kreisauer Kreises. In der Wohnung der Trothas in Berlin-Lichterfelde fanden viele Treffen der Arbeitsgruppe für Wirtschaftsfragen statt. Nach dem 20. Juli 1944 wurde sie, ebenso wie ihr Mann, nicht verhaftet. Das Ende des Krieges erlebte sie in Freiheit. Margarethe von Trotha starb am 25. Juli 1995.

Der Jurist Adam von Trott zu Solz (09.08.1909–26.08.1944) lernte 1937 in England Helmuth James von Moltke kennen. Während des Krieges war er im Außenministerium beschäftigt, wodurch er konspirative Kontakte für den Kreisauer Kreis mit den Alliierten aufnehmen konnte und außenpolitischer Beauftragter des Kreises wurde. Auf der dritten Kreisauer Haupttagung 1943 leitete er die Gespräche über künftige Grundlagen einer Außenpolitik für die Nachkriegszeit. Sein Wirken im Widerstand blieb jedoch nicht auf diesen Kreis beschränkt. Er pflegte regelmäßige Kontakte mit den Gruppen um Hans von Dohnanyi und Dietrich Bonhoeffer und arbeitete auch eng mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg zusammen. Sein Haus in der Berliner Rheinbabenallee wurde dabei häufig zum geheimen Treffpunkt der verschiedenen Oppositionellen gegen den Nationalsozialismus. Nach dem gescheiterten Attentat am 20. Juli 1944 wurde er am 25. Juli verhaftet und vom Volksgerichtshof am 15. August zum Tode verurteilt. Am 26. August wurde er in Berlin-Plötzensee erhängt.

Die promovierte Juristin Marion Gräfin Yorck von Wartenburg (14.06.1904–13.04.2007) unterstützte die oppositionellen Aktivitäten ihres Mannes Peter Graf Yorck von Wartenburg. Das gemeinsame Haus in der Berliner Hortensienstraße in der Nähe des Botanischen Gartens war einer der wichtigsten Treffpunkte des Kreisauer Kreises. Marion Gräfin York von Wartenburg nahm an den meisten Besprechungen der Kreisauer teil. An Julius Leber überbrachte sie Nachrichten in seine Kohlehandlung in Berlin-Schöneberg. Zwei Tage nach der Hinrichtung ihres Mannes wurde sie verhaftet und war anschließend fast drei Monate in Haft. Nach dem Krieg war sie in Berlin im Auftrag der Alliierten als Richterin tätig. 1952 wurde sie Landgerichtsdirektorin – als erste Frau in Deutschland – und leitete 17 Jahre lang die 9. Große Strafkammer des Landgerichts Berlins. Nach ihrer Pensionierung 1969 lebte sie bis zu Ihrem Tod am 13. April 2007 zurückgezogen in Berlin. 1987 veröffentlichte sie ihre Erinnerungen „Die Stärke der Stille“, ein schmaler Band mit dem Schwerpunkt Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Peter Graf Yorck von Wartenburg (13.11.1904–08.08.1944), Jurist und Reserveoffizier, gilt gemeinsam mit Helmuth James von Moltke als Begründer des Kreisauer Kreises. Zu Beginn des Krieges 1939 wurde er eingezogen und 1942 in den Wirtschaftsstab Ost beim Oberkommando der Wehrmacht in Berlin einberufen. Schon seit Januar 1940 arbeitete er eng mit Helmuth James von Moltke zusammen. Gemeinsam initiierten und führten sie die Gespräche des Kreisauer Kreises, die häufig auch in Peter Graf Yorck von Wartenburgs Wohnung in Berlin-Lichterfelde stattfanden. Er nahm an den drei großen Kreisauer Treffen teil. Darüber hinaus kam es zu kleineren Treffen auf dem Yorckschen Familienbesitz in Schlesien. Nach der Verhaftung von Helmuth James von Moltke im Januar 1944 führte Peter Graf Yorck von Wartenburg die Kreisauer Arbeit weiter und trat in eine zunehmend engere Beziehung zu Claus von Stauffenberg und dem militärischen Widerstand. Nach einem gelungenen Umsturz wäre er als Staatssekretär in der Reichskanzlei vorgesehen gewesen. Am 20. Juli 1944 wirkte er in der Berliner Bendlerstraße aktiv beim Umsturzversuch mit. Dort wurde er durch die Gestapo verhaftet. Am 8. August verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode. Noch am selben Tag wurde Peter Graf Yorck von Wartenburg im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee ermordet.