Freya von Moltke
Freya von Moltke – die Namensgeberin unserer Stiftung – zählt zu den herausragendsten Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts. Ihre Geschichte erzählt von der Aussöhnung europäischer Nachbarn; von Mut, aufeinander zuzugehen und der Hoffnung, eine gemeinsame Zukunft zu bauen.
Eine Juristin aus Köln
Freya von Moltke, geboren 1911, wuchs in Köln als Tochter des Bankiers Carl Theodor Deichmann und seiner Frau Ada auf. Nach der Mittleren Reife besuchte sie zunächst eine landwirtschaftliche Frauenschule, holte jedoch später ihr Abitur nach. An der Universität zu Köln studierte sie anschließend Rechtwissenschaft und wurde 1935 an der Universität zu Berlin (heute Humboldt-Universität) promoviert. Bereits 1929 lernte sie am österreichischen Grundlsee Helmuth James von Moltke kennen.
Ihre Beziehung zu Kreisau
Die ihr Leben lang andauernde Verbundenheit Freya von Moltkes zum Ort Kreisau begann 1930 anlässlich ihres ersten Besuches. Ein Jahr später heiratete das Paar in Köln. Nach dem Tod ihrer Schwiegermutter, Dorothy von Moltke, im Jahr 1935, übernahm Freya die Verantwortung für das große Gut in Kreisau: Während des NS-Regimes bot die Widerstandskämpferin ihren ausgebombten und verfolgten Freunden Zuflucht in Kreisau und ermöglichte es, dass Kreisau zu einem zentralen Treffpunkt des Widerstands gegen den Nationalsozialismus werden konnte.
Freyas Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Helmuth James von Moltke und Peter Graf Yorck von Wartenburg bauten schon früh eine Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus auf, die Menschen verschiedener sozialer, politischer und konfessioneller Herkunft in ihrer Ablehnung der NS-Diktatur vereinte. Diese als Kreisauer Kreis bekannt gewordene Gruppe entwickelte unter anderem bei ihren drei Treffen in Kreisau 1942 und 1943 Ideen für den Wiederaufbau eines demokratischen, in Europa fest verwurzelten Deutschlands nach dem Ende des Nationalsozialismus.
Freyas Mann Helmuth James von Moltke, genauso wie weitere sieben Männer aus dem Kreisauer Kreis, wurden durch die NS-Justiz für ihr Handeln im Widerstand zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Freya von Moltke, selbst Mitglied des Kreisauer Kreises, begleitete ihren Mann während der Zeit des Widerstands und seiner Gefangenschaft. Die Briefe, die das Paar sich schrieb, sind wichtige Zeugnisse des Widerstands gegen die NS-Diktatur.
Nach dem Kriegsende
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dem Verlust ihres Mannes und ihrer Heimat Kreisau, verließ Freya von Moltke Deutschland und zog mit ihren Kindern nach Südafrika, wo sie als Sozialarbeiterin tätig war. 1956 entschloss sie sich, nach Deutschland zurückzukehren und siedelte schließlich vier Jahre später in die USA um. Sie machte es sich zum Lebenswerk, die Erinnerung an den Widerstand in Deutschland anzustoßen und mitzugestalten und hob immer wieder die Bedeutung des Widerstands für das Nachkriegsdeutschland hervor.
Durch Betreuung und Beratung zahlreicher Veröffentlichungen über den Kreisauer Kreis, durch die Herausgabe der Briefe ihres Mannes und durch ihr Buch ‚Erinnerungen an Kreisau‘ hielt Freya von Moltke das Gedenken an den Kreisauer Widerstand lebendig. Am 1. Januar 2010 verstarb Freya von Moltke in Vermont.
Entscheidende Befürworterin für das Projekt Kreisau
Freya von Moltke war eine der entscheidendsten Befürworterinnen des Neuen Kreisaus. Das Projekt einer Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Kreisau/Krzyżowa nahm im Sommer 1989 unter den veränderten Vorzeichen der politischen Entwicklung in Polen und der DDR und dem Ende des Kalten Krieges Gestalt an. Dank des Engagements vieler Menschen aus unterschiedlichen Ländern konnte die Idee Kreisaus als Ort europäischer Begegnungen verwirklicht und 1990 die polnische Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung gegründet werden.
Namensgeberin für unsere Stiftung
Als unsere Stiftung 2004 in Deutschland gegründet wurde, um die Existenz der Begegnungsstätte im polnischen Kreisau/Krzyżowa zu sichern, unterstützte Freya von Moltke das Vorhaben und willigte ein, diese Freya von Moltke-Stiftung zu nennen. Dabei stellte sie eine Bedingung: Eine Stiftung, die ihren Namen trägt, sollte den Zusatz „für das Neue Kreisau“ enthalten. Denn schließlich sei es dieser zukunftsgerichtete Ort der Begegnung, dessen Unterstützung ihr am Herzen liege. Ihr Sohn Helmuth Caspar von Moltke hält nun das Erbe seiner für Demokratie, Dialog und Toleranz engagierten Mutter als Stiftungsratsvorsitzender lebendig.