Suche

Zeitzeugengespräch mit Helmuth Caspar von Moltke am Canisius-Kolleg, Berlin

Helmuth Caspar von Moltke war anlässlich des 80. Todestages seines Vaters und Widerstandskämpfers, Helmuth James von Moltke, zu Besuch am Canisius-Kolleg in Berlin. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der 10. Klasse sprach er über seine bewegte Familiengeschichte im Widerstand gegen das NS-Regime und die Bedeutung von zivilgesellschaftlichem Engagement in der heutigen Zeit.

Zur Veranstaltung

Das Gespräch mit dem Zeitzeugen Helmuth Caspar von Moltke am Canisius-Kolleg, einer humanistisch geprägten jesuitischen Sekundarschule in Berlin, wurde von drei Schülern der 10. Jahrgangsstufe moderiert. Es bot den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, Helmuth Caspar, Sohn der Widerstandskämpfer Freya und Helmuth James von Molkte, Fragen zu seiner Familiengeschichte, seinem Erleben der Kriegs- und Nachkriegszeit sowie dem Widerstand seiner Eltern gegen das NS-Regime zu stellen.

Helmuth James von Moltke schilderte in eindrücklicher Weise, wie der mutige Einsatz seiner Eltern für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit sein Leben bis heute geprägt hat. Anlässlich des 80. Jahrestags der Ermordung von Helmuth James von Moltke und Pater Alfred Delp SJ durch die Nationalsozialisten erzählte er den Schülerinnen und Schülern von der demokratisch-visionären Arbeit des Kreisauer Kreises und dem Einfluss des Jesuitenpaters Alfred Delp SJ, der die Arbeit des Widerstandsnetzwerkes wesentlich durch christliche und ethische Werte prägte. Inspiriert von dieser besonderen Veranstaltung schrieb eine Schülerin des Kollegs einen Bericht über ihre persönlichen Eindrücke vom Gespräch, den sie hier teilt.

Bericht einer Schülerin des Canisius-Kollegs

Von Angesicht zu Angesicht – Gespräch mit einem Zeitzeugen

Der zweite Weltkrieg ist ein Ereignis, welches noch nicht mal 100 Jahre her ist und dennoch für junge Menschen so unbegreifbar bleibt, so wie auch mir.

Doch es ist wichtig, über genau diese Ereignisse zwischen 1939 und 1945 ein Bewusstsein zu schaffen, da sie die Menschheit geprägt haben. Aus diesem Grund wird gerade in den 10. Klassen bei uns am CK im Unterricht ein Schwerpunkt auf das Dritte Reich gelegt, um uns Schüler/innen vor allem in Fächern wie Religion oder Geschichte ein Verständnis dafür zu geben. Aber nicht nur das, auch wurden Orte wie das Stasigefängnis Hohenschönhausen und das KZ Sachsenhausen mit uns besichtigt, was gleich ganz andere Eindrücke mit sich bringt als bloße Fakten aus dem Unterricht. Heute, am 27.1.2025, dem 80. Jahrestag der Befreiung des KZ in Auschwitz, durften wir das Geschehen noch aus einem ganz anderen Blickwinkel kennenlernen. Nämlich aus dem eines Zeitzeugen, und nicht nur irgendeinem, sondern dem Sohn des Gründers der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis, Helmut Caspar von Moltke. Eine unglaubliche Ehre, dass wir diese Möglichkeit auf eine so einmalige Chance bekommen haben, ihn an unserer Schule willkommen zu heißen, um uns unsere Fragen zu beantworten. So durften wir einen Einblick in sein Leben gewinnen. Dadurch konnten wir etwas über seine Kindheit erfahren, in der er auf dem Lande lebend relativ wenig vom Krieg mitbekam, abgesehen von der Roten Armee, die gegen Ende des Krieges seiner Heimat sehr nahekam. Zudem saß er mit Leuten wie Alfred Delp, der gerade für unsere Schule von großer Relevanz ist, aber auch anderen wichtigen Mitgliedern des Kreisauer Kreises an einem Tisch, wo er jedoch erst im heranwachsenden Alter die Bedeutung dieses Zusammentreffens erfassen konnte.   

Auch dass ihm als Jugendlicher in Südafrika, wo er nach dem Krieg mit seiner Familie hingezogen war, oft „Nazi“ hinterhergerufen wurde, ist mir persönlich sehr im Gedächtnis hängen geblieben. Denn Moltke war und ist wie ist seine Eltern eine Person, die sich für den Zusammenhalt und das Wohlbefinden der Menschen einsetzt und somit auch zur Freya-von-Moltke-Stiftung beiträgt, die sich um die Jugendbegegnungsstätte kümmert, in die sich das alte Gut in Kreisau verwandelt hat.

An dieser Stelle möchte ich auch den Briefaustausch von Freya und Helmuth James von Molke aus dem Gefängnis erwähnen, bei dessen Herausgabe Caspar von Moltke eine bedeutende Rolle gespielt hat. Interessant ist auch seine Meinung zu Widerstand, denn er ist der Überzeugung, dass selbst wenn man nicht viel ausrichten kann, es wichtig ist, für seine moralischen Werte und Überzeugungen einzutreten. 

Insgesamt kann ich nur sagen, dass ich diese Veranstaltung sehr gelungen fand und man das bereits im Unterricht erlangte Wissen erweitern konnte. Denn es macht einen unglaublich großen Unterschied, ob man nur etwas im Internet über jemanden liest oder die Person wirklich vor sich hat. Denn solche Begegnungen sind nicht in einem Artikel zusammenzufassen, da man nie die gesammelten Eindrücke eins zu eins richtig wiedergeben kann und jede/r etwas anderes als besonders wichtig für sich mitnimmt. Aus diesem Grund spreche ich in erster Linie für mich selbst, welches Bild ich mir aus den Erzählungen machen konnte, wie ein Mensch im Krieg möglicherweise aufwächst und was es mit einem macht. Auch wird mir dadurch bewusst, wie wichtig es ist, diese Ereignisse in Gedenken zu halten, um nicht dieselben Fehler zu machen, sondern viel mehr zu seinen moralischen Werten zu stehen.

Wir danken allen Teilnehmenden und Organisatoren!

Wir danken allen, die dieses besondere intergenerationale Gespräch organisiert und mitgetragen haben – insbesondere auch der Schülerin des Kollegs, die ihre Eindrücke lebendig und reflektiert festgehalten hat. Das Gespräch hat gezeigt, wie die Offenheit und Neugier junger Menschen einerseits, und die Bereitschaft von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wie Helmuth Caspar von Moltke anderseits zu einem regen Austausch führen kann. Dass sich junge Menschen, wie die Schülerin des Berichtes schreibt, bestärkt fühlen, für ihre Werte, für Gerechtigkeit und für Freiheit einzustehen, ist für eine lebendige demokratische Gesellschaft entscheidend!